Manche Stellen mit größerem Verantwortungsbereich sehen bestimmte Qualifikationen vor, die mit einer beruflichen Weiterbildung erreichbar sind. Andere wiederum nutzen eine berufliche Weiterbildung als Chance für eine berufliche Neuorientierung oder um sich im Rahmen der digitalen Transformation an den Bedarf des neuen Know-Hows anzupassen. In jedem Fall gilt: Weiterbildungen von offiziellen Bildungsträgern sind nicht kostenfrei. Um dennoch möglichst vielen Arbeitssuchenden und Arbeitnehmern eine Weiterbildung zu ermöglichen, gibt es seitens des Bundes den sogenannten Bildungsgutschein.
Die digitale Transformation als Treiber für den Bedarf von neuem Know-How
Digitalisierung, das Buzzword, das seit ein paar Jahren überall zu hören ist, entspringt der in der Industrie seit Beginn der 90er Jahre einsetzenden digitalen Transformation, jüngst stark beschleunigt durch entsprechende technologische Durchbrüche auf verschiedenen Ebenen der Informationstechnologie, angefangen vom immer schneller und kleiner werdenden Mikroprozessor bis hin zu Methoden wie der Blockchain oder Künstlicher Intelligenz. Die Nutzung dieser neuen Technologien für das eigene Unternehmen ist in den meisten Branchen ein entscheidender Faktor für das Überleben in den nächsten Jahren. Es liegt nahe, dass sich mit diesem Wandel auch der Bedarf nach Know-How verändert – dem manche hinterherhinken: Plötzlich sind Arbeitsstellen gefährdet und die Arbeitslosigkeit liegt „zum Fallen“ nahe. Wenn dann noch finanzielle Pflichten erfüllt werden müssen, ist die Not schnell groß und eine Weiterbildung schon vom Finanziellen her keine Option. Um jedem Menschen in ähnlichen Fällen eine berufliche Chance zu geben und die eigene Wichtigkeit für den Arbeitgeber zu erhöhen, kann über einen Bildungsgutschein die Weiterbildungsmaßnahme finanziert werden!
Der Bildungsgutschein als Basis für eine berufliche Chance
Der Bildungsgutschein ist seitens des Bundes dazu da, Umschulungen und Weiterbildungen gezielt zu fördern. Er wird von der Agentur für Arbeit bzw. vom Jobcenter bewilligt und ist eine Garantie für die Übernahme der Kosten einer Bildungsmaßnahme. Folgende Bereiche werden im Rahmen der Förderung durch den Bildungsgutschein übernommen:
- Fahrtkosten
- Kosten für die Unterkunft, falls notwendig
- Kosten für Seminare und Lehrgänge
- Verpflegungskosten, falls die Schulung auswärtig stattfindet
- Betreuungskosten für eventuell vorhandene Kinder
Diese Weiterbildungen sind über den Bildungsgutschein förderbar
Ein Bildungsgutschein ist für eine Förderung aus vielen verschiedenen Branchen bzw. Bereichen einsetzbar. Das können beispielsweise Weiterbildungen in technischen Berufen sein, darunter Informationstechnologie oder Chemie. Aber auch Bildungsmaßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Pflege, Medizin oder Soziales werden gefördert. Wer sich für die Kostenübernahme der Aufwände einer Weiterbildung über den Bildungsgutschein interessiert, sollte bei der Auswahl der Maßnahme vor allem darauf achten, dass diese der beruflichen Weiterentwicklung dient. Erhöht die Weiterbildungsmaßnahme die Chance auf eine Beschäftigung in dem entsprechenden Bereich, ist eine Förderung seitens des Jobcenters über den Bildungsgutschein sehr wahrscheinlich.
Diese Gruppen profitieren von einer Förderung durch den Bildungsgutschein
Das Jobcenter bzw. die Bundesagentur für Arbeit bieten den Bildungsgutschein vorrangig für bestimmte Gruppen seitens des Arbeitsmarkts an. Dies sind einerseits Beschäftigte in Kurzarbeit oder in einem bald auslaufenden befristeten Arbeitsvertrag bzw. Arbeitnehmer, denen eine Kündigung droht. Aber auch Arbeitssuchende sowie Arbeitslose, die zum Beispiel gerade Arbeitslosengeld I oder Leistungen nach SGB II empfangen. Ebenfalls förderpriorisiert sind Arbeitssuchende, die eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mindestens 3 Jahre Berufserfahrung mitbringen.
Auch Umschulung statt Weiterbildung über den Bildungsgutschein förderbar
Prinzipiell ist die Förderung über den Bildungsgutschein nicht auf eine Weiterbildung beschränkt. Auch Umschulungen sind förderfähig: Das bedeutet, dass die Bildungsmaßnahme nicht in dem bisher befindlichen beruflichen Bereich liegen muss, sondern beispielsweise auch einen ganz anderen betreffen kann. Auch hier gilt jedoch das Interesse des Jobcenters an der Beschäftigung des Förderempfängers: Es muss plausibel dargelegt werden, warum diese Maßnahme den Quereinstieg in eine andere Branche bzw. in einen anderen Bereich ermöglicht und dass sich dadurch die beruflichen Chancen erhöhen.
Den Bildungsgutschein beantragen
Wer den Bildungsgutschein zur Förderung einer Weiterbildungsmaßnahme nutzen möchte, muss als erstes ein individuelles Gespräch mit einem Verantwortlichen bei der Bundesagentur für Arbeit ausmachen. Bei dieser Beratung vor Ort ist bereits eine gute Vorbereitung von Nöten, um die Chancen auf den Bildungsgutschein zu verbessern: Eine gute Selbstpräsentation ist das A und O, es muss dargelegt werden, inwieweit die entsprechende Bildungsmaßnahme profitabel ist und warum der Bildungsgutschein sich seitens der Bundesagentur für Arbeit in genau diesem Fall lohnt. Der Gutschein wird, insofern alle anderen Voraussetzungen dafür erfüllt werden, direkt ausgehändigt – womit seitens des Jobcenters die Garantie gegeben wird, die Weiterbildungskosten für die entsprechende Maßnahme zu übernehmen.
Besteht ein Recht auf den Bildungsgutschein?
Die Ausgabe des Bildungsgutscheins ist aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit eine optionale Leistung, die frei im Ermessen des jeweiligen Sachbearbeiters bzw. Ansprechpartners steht. Das heißt, es gibt grundsätzlich kein Recht auf einen Bildungsgutschein und eine Ablehnung ist ohne weiteres ein denkbares Szenario. Eine gute Argumentation ist daher sehr wichtig. Aber welche Argumente sind besonders tragfähig? Wer Interesse an dem Bildungsgutschein hat, sollte folgende Aspekte vorab unbedingt berücksichtigen:
- Pünktlichkeit
- Ordentliche Kleidung
- Aktuelle Bewerbungsunterlagen und evtl. bereits geschriebene Bewerbungen zur Untermauerung der Bemühungen
- Informationsmaterial für eine konkrete Weiterbildungsmaßnahme
- Informationen zur Relevanz dieser Weiterbildung für den Arbeitsmarkt
- Sachlichkeit und Geduld
- Detaillierte Vorstellungen vom Berufsbild
Interessierte an einem Bildungsgutschein stehen natürlich nicht komplett alleine da: Da der Bildungsträger natürlich ebenfalls Interesse an der Weiterbildungsmaßnahme und der Kostenübernahme durch die Bundesagentur für Arbeit hat, steht dieser in der Regel hilfreich zur Seite und stellt entsprechend wichtige Informationen zum Beispiel zur Arbeitsmarktrelevanz in Form von Studien oder anderen Quellen (wie z.B. Portale mit Informationen zur Lohnentwicklung) zur Verfügung. Im Gespräch mit dem Bildungsträger lässt sich auch herausfinden, wie viele vorige Teilnehmer genau dieser Maßnahme dadurch tatsächlich eine (bessere) Stelle gefunden haben. Manche Anbieter unterstützen auch aktiv die Jobsuche danach. Zu beachten sind darüber hinaus auch viele andere Aspekte, die mit der Weiterbildungsmaßnahme im Zusammenhang stehen – beispielsweise, ob sie online oder in Präsenz stattfindet, wie lange sie dauert und mit welcher Art Prüfung sie abschließt. Dabei ist vor allem wichtig darauf zu achten, dass der Kurs zertifiziert ist, um die Anerkennung seitens Jobcenter und auch Arbeitgeber abzusichern.
Zusammenfassung
Ein Bildungsgutschein dient zur finanziellen Förderung von Weiterbildungen durch deren Kostenübernahme. Dabei werden sowohl die direkten Weiterbildungskosten als auch sekundäre Kosten wie Kinderbetreuung oder Unterbringung abgedeckt. Der Gutschein wird von der Bundesagentur für Arbeit ausgegeben, wobei im persönlichen Gespräch dargelegt werden muss, warum sich diese Ausgabe lohnt: Es gilt das Ziel, die Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit dieser konkreten Bildungsmaßnahme, durch entsprechende Argumente zu untermauern.